Manuela Unterbuchner – Fotografie & Bildbearbeitung

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Wandern auf Mallorca

Des Wandern ist des Manus Lust… äh nö! Trotzdem waren wir, wie bereits im vorhe­rigen Post erwähnt, auf Mallorca wandern. Und das nicht zu knapp! Während Dani schon als Kind mit seinem Opa viel in den Alpen wandern war, erstreckt sich meine Wander­erfah­rung auf Wander­tage in der Schule—ja, wir waren die einzige Klasse in der ganzen Schule, die am Wandertag tatsäch­lich wandern ging! Ich erin­nere mich mit Schre­cken daran zurück. Kurzer Hinweis zum Verständnis: Wenn ich wandern schreibe, meine ich berg­wan­dern. Wandern im Sinne von spazie­ren­gehen auf ebenen Stre­cken waren nie ein Problem, nur bergauf. :)

Warum wir trotzdem wandern gegangen sind? Während unserer Urlaubs­pla­nung sind wir auf diversen Websites über Wander­touren auf Mallorca gestol­pert und waren von den Bildern der wilden Land­schaft hin und weg. Nicht zuletzt verspra­chen Wande­rungen mehr als nur Dörfer von der Insel zu sehen und gleich­zeitig abseits des Touris­ten­tru­bels den Urlaub genießen zu können. Also machte ich mich konkreter auf die Suche nach Wande­rungen; zum Einen nach Touren, die für uns Anfänger machbar sind und zum Anderen visuell für die Stra­pazen entlohnen.

Letzt­end­lich haben es einige leichte Touren in unsere Liste geschafft, der Groß­teil war jedoch durchaus anspruchs­voll, da die Bilder traum­hafte Panoramen verspra­chen. Darunter waren auch einige Gipfel­touren, bei denen ich mir aller­dings sicher war, dass wir sie nie im Leben machen würden. Zu sicher war mir, dass das zuviel für uns sein würde, auch wenn der Anreiz allein für die Fotos enorm war. Was wir da noch nicht wussten: wir würden uns inner­halb der zwei Wochen auf Mallorca von leichten Wande­rungen bergauf zu ausge­wach­senen Klet­ter­touren auf allen vieren über kantige Fels­hänge steigern.

Fünf Wande­rungen später kann ich sagen, dass es viel Spaß gemacht hat! Ich werde zwar kein Wanderfan, rein um des Wanderns Willen, aber im Urlaub, um mehr vom Urlaubsort zu entde­cken und zu foto­gra­fieren, würde ich das jeder­zeit wieder machen. Dann aller­dings mit ordent­li­chen Wander­schuhen und nicht mit Chucks! Die konnten wir nämlich beide nach dem Urlaub entsorgen, da sie die Wande­rungen nicht annä­hernd so gut wegge­steckt haben wie wir. :D

Von Son Marroig zu Sa ForadaDA

Einen ersten “Wander­test” unter­nahmen wir an unserem dritten Urlaubstag, als es endlich aufhörte zu regnen, mit einer als leicht gekenn­zeich­neten Wande­rung von Son Marroig zu Sa Foradada. Es schien für uns die perfekte Mischung aus Land­schaft, Höhen­un­ter­schieden und gutem Unter­grund. Guten Mutes zogen wir vom Herren­haus Son Marroig los und schlän­gelten uns gemüt­lich die Serpen­tinen hinunter zur Fels­for­ma­tion Sa Foradada. Je weiter wir den Berg runter liefen, desto mehr Bammel hatten wir vom Weg hinauf zurück, denn es würde fast 3 km nur bergauf gehen. Keine enorme Stei­gung, dank der Serpen­tinen, aber für uns unge­wohnt. Am Ende war es aber halb so schlimm: wir waren stel­len­weise etwas aus der Puste, insge­samt war es jedoch deut­lich leichter als gedacht. Wir schöpften Mut für die nächste Wanderung!

Während unserer Tour wech­selte das Wetter inner­halb von fünf Minuten von stark bewölkt zu strah­lendem Sonnen­schein. Ich fand es beein­dru­ckend, wie sich die Land­schaft im Hand­um­drehen verän­derte. Die Bilder können das leider nicht annä­hernd widergeben…

Auf den Talaia D’Alcúdia

Jetzt wurden wir über­mütig, unsere zweite Wande­rung sollte uns gleich auf einen Gipfel führen, den Talaia D’Al­cúdia, benannt nach den Turm­ruinen, die auf dem Gipfel stehen. Ob das gut gehen würde? Es fing leicht an, mit einem kurzen Stück durch ein Wäld­chen in Beglei­tung einiger wilder Ziegen, gefolgt von engen Berg­pfaden, die sich an der Seite des Berges hoch­wanden. Gut begehbar und gar nicht so anstren­gend! Bereits hier boten sich uns spek­ta­ku­läre Ausblicke! Wie sollte es erst weiter oben werden? Je näher wir dem Gipfel kamen, desto span­nender wurde es, entlang des Berg­rü­ckens über lose Steine und Felsen. Wege gab es so nicht mehr. Tatsäch­lich verlie­fern wir uns kurz, fanden aber schnell wieder auf den rich­tigen “Weg” zurück. Wir trafen nur wenige andere Wanderer auf dem Weg nach oben , darunter aber ein paar ganz Hart­ge­sot­tene, die den Berg hoch- und runter­joggen (nicht gelogen. Das sah aus, als ob eine Berg­ziege die Pfade runterläuft!).

Nach einer wohl­ver­dienten Pause auf dem Gipfel hatten wir etwas Schwie­rig­keiten, den Einstieg nach unten zu finden, da der “Weg” als solcher nicht erkennbar war und es zusätz­lich zur Seite fast 90 Grad nach unten abfiel. Aber wir waren mutig, liefen los und lagen glück­li­cher­weise richtig. Der Abstieg war vermut­lich das entspan­nendste, was ich je gemacht habe. Völlig einsam, in abso­luter Stille und ohne nur eine weitere Menschen­seele zu treffen wanderten wir quer­feldein die Berg­rü­cken auf der anderen Seite hinunter. Nicht mal eine der zahl­losen Ziegen trafen wir, nur in der Ferne hörte man die ein oder andere meckern.

Die Insel Cabrera

Von der Insel auf die Insel oder so ähnlich. 40 Schiffs­mi­nuten südlich von Mallorca liegt die Insel Cabrera, mitt­ler­weile ein Natur­park und nur auf wenigen Wegen begehbar, um die Natur zu schützen. Selbst die Ziegen und Katzen, die hier einmal einge­schleppt und heimisch wurden, wurden von der Insel verbannt. Dafür fühlen sich die zahl­losen Eidechsen und Vögel hier umso wohler. An allen Ecken und Enden wuselte es in den Büschen und man musste aufpassen, wohin man geht, um nicht Versehen auf eine Eidechse zu treten.

Der erste Weg nach dem Anlanden führt hinauf zur Festung, die zum Schutz vor Seeräu­bern errichtet wurde. Von hier aus hat man einen sagen­haften Blick über die Insel und die kleinen Buchten. Zu zweien davon führte uns der Weg im Anschluss, gefolgt von einem Besuch im Museum, das die Geschichte der Insel erzählt. Es gibt auch einen Wanderweg zum Leucht­turm Faro de n’En­siola auf der anderen Seite der Insel, was zeit­lich für uns leider nicht mehr machbar war, da die Wande­rung drei Stunden dauert und wir nur vier Stunden Zeit auf Cabrera hatten. Das heben wir uns fürs nächste Mal auf. Kleiner Geheim­tipp: Seit kurzem kann man auf Cabrera über­nachten. Es empfiehlt sich dann zum Sonnen­un­ter­gang zum Leucht­turm zu wandern!

Klos­ter­ruine La Trapa

Nach der leichten Wande­rung auf Cabrera wurde es wieder Zeit für Action und Span­nung! In der Beschrei­bung der Wander­tour stand etwas von einer kleinen Klet­ter­tour am Rande eines Abhangs und laut den Kommen­taren ist ein Pärchen an dieser Stelle sogar wieder umge­dreht. Ein wenig mulmig war uns schon, aber wir wollten es probieren. Zur Not würden wir halt auch umdrehen. Tatsäch­lich war es gar nicht so schlimm. Ja, man muss auf allen Vieren über Felsen klet­tern, aber die meiste Zeit liegt der Abhang im Rücken, was psycho­lo­gisch sehr ange­nehm war. Wir fühlten uns auch schon fast wie alte Wander­hasen, da wir an dieser Stelle Guides für ein anderes Pärchen, das nicht mehr weiter wusste, spielten. :)

Über den letzten Vorsprung ging es wieder ein Stück hinunter zu den Klos­ter­ruinen. Sie sind gesäumt von den typi­schen mallor­qui­ni­schen, einge­mau­erten Terrassen, die sich zum Aussichts­punkt Mirador de Sa Trapa öffnen. Derzeit wird das Kloster aufwändig restau­riert und soll zukünftig als Refugi (Herberge) für Wanderer auf dem berühmten Wanderweg GR221 dienen.

Der Rückweg war dann leider vergleichs­weise lang­weilig über breite Serpen­tinen hinunter ins Tal.

Unser erster Eintau­sender: Der Puig de Galatzó

Unsere letzte Wande­rung sollte die härteste werden. Es galt Mallorcas südlichsten Eintau­sender, den Puig de Galatzó, zu besteigen. Wir hatten gehö­rigen Respekt davor und ließen uns die Option offen, den Gipfel evtl. doch auszu­lassen. Die Wander­route ist prak­ti­schwe­rise eine Rund­tour, an deren Mitte es den Gipfel hoch und wieder hinunter geht, sodass man bei schlechter Sicht oder Muffen­sausen einfach den Weg auf der anderen Seite runter­läuft und den Gipfel auslässt.

Fast hätte uns schlechte Sicht auch einen Strich durch die Rech­nung gemacht. Den ersten Kilo­meter nach oben liefern wir durch Wolken­berge, die male­risch zwischen den Hängen hingen. So verzau­bert wir davon waren, wir hofften sehr, dass sie sich noch verziehen und den Weg zum Gipfel frei­ma­chen würden. Ab Kilo­meter zwei hatten wir dann Glück und wanderten in strah­lendem Sonnen­schein. Am Abzweig zum Gipfel stießen wir eine Gruppe Mallo­quiner, die den Auf- und Abstieg schon hinter sich hatten und sich im Schatten der Felsen ausruhten. Inter­es­san­ter­weise fast die einzigen Einhei­mi­schen, die wir auf unseren Wande­rungen trafen. Der Groß­teil der Wanderer waren Deut­sche, was uns eini­ger­maßen erstaunt hat.

Der letzte Kilo­meter auf den Gipfel war hart. Riesige Felsen und Geröll­felder führten uns steil und teil­weise auf allen Vieren hinauf und wir mussten enorm aufpassen, wohin wir traten, da die Steine an manchen Stellen nach­gaben. Körper­lich gesehen waren die steilen Passagen sehr anstren­gend, psycho­lo­gisch war es mit dem Abgrund im Rücken gut machbar. Bammel hatten wir jedoch vor dem Abstieg, der über dieselben steilen Abschnitte führen würde. Der kräf­tige Wind machte das Ganze nicht besser.

Aber erst einmal kann ich stolz berichten, dass wir es nach oben geschafft haben. Wir haben unseren ersten Eintau­sender erfolg­reich bezwungen und saßen stolz wie Bolle bei einem kleinen Snack auf dem Gipfel und genossen den Ausblick in vollen Zügen! Beweis-Selfie eingeschlossen. :)

Zurück wurde es in der Tat span­nend, da wir einen bestimmten Abzweig beim Abstieg nicht auf Anhieb fanden. Die Felsen sahen alle gleich aus! Hier waren wir sehr dankbar für Karte und GPS und als Bestä­ti­gung sahen wir dann die übli­chen Stein­männ­chen, die einem den Weg weisen. Zu blöd waren wir übri­gens nicht: Als wir bereits ein gutes Stück weiter unten waren, sahen wir am oben am Abhang eines Fels­vor­sprungs das Pärchen stehen, dass kurz nach uns den Gipfel erklommen hatte. Sie hatten eben­falls nicht den Weg zurück gefunden und standen nun vor 50 m Abgrund. Da sie zu weit weg waren, konnten wir nur rufen und in eine grobe Rich­tung winken. Sie haben den Weg aber glück­li­cher­weise dann doch noch gefunden und den nächsten Wande­rern gaben wir sicher­heits­halber den Hinweis mit, sich den Weg gut einzuprägen.

Eine Wande­rung habe ich noch ausge­lassen: Wir wanderten von Sóller über Forn­alutx zum Mirador Ses Barques und zurück nach Sóller. Sóller und Forn­alutx sind sehr schöne Dörfer (die Bilder gibt es nächstes Mal), aber der Mirador Ses Barques lohnt sich über­haupt nicht und auch der Weg zurück nach Sóller war mehr Straße als Weg und inso­fern wenig sehenswert.

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