Des Wandern ist des Manus Lust… äh nö! Trotzdem waren wir, wie bereits im vorherigen Post erwähnt, auf Mallorca wandern. Und das nicht zu knapp! Während Dani schon als Kind mit seinem Opa viel in den Alpen wandern war, erstreckt sich meine Wandererfahrung auf Wandertage in der Schule — ja, wir waren die einzige Klasse in der ganzen Schule, die am Wandertag tatsächlich wandern ging! Ich erinnere mich mit Schrecken daran zurück.  Kurzer Hinweis zum Verständnis: Wenn ich wandern schreibe, meine ich bergwandern. Wandern im Sinne von spazierengehen auf ebenen Strecken waren nie ein Problem, nur bergauf. :)

Warum wir trotzdem wandern gegangen sind? Während unserer Urlaubsplanung sind wir auf diversen Websites über Wandertouren auf Mallorca gestolpert und waren von den Bildern der wilden Landschaft hin und weg. Nicht zuletzt versprachen Wanderungen mehr als nur Dörfer von der Insel zu sehen und gleichzeitig abseits des Touristentrubels den Urlaub genießen zu können. Also machte ich mich konkreter auf die Suche nach Wanderungen; zum Einen nach Touren, die für uns Anfänger machbar sind und zum Anderen visuell für die Strapazen entlohnen.

Letztendlich haben es einige leichte Touren in unsere Liste geschafft, der Großteil war jedoch durchaus anspruchsvoll, da die Bilder traumhafte Panoramen versprachen. Darunter waren auch einige Gipfeltouren, bei denen ich mir allerdings sicher war, dass wir sie nie im Leben machen würden. Zu sicher war mir, dass das zuviel für uns sein würde, auch wenn der Anreiz allein für die Fotos enorm war.  Was wir da noch nicht wussten: wir würden uns innerhalb der zwei Wochen auf Mallorca von leichten Wanderungen bergauf zu ausgewachsenen Klettertouren auf allen vieren über kantige Felshänge steigern.

Fünf Wanderungen später kann ich sagen, dass es viel Spaß gemacht hat! Ich werde zwar kein Wanderfan, rein um des Wanderns Willen, aber im Urlaub, um mehr vom Urlaubsort zu entdecken und zu fotografieren, würde ich das jederzeit wieder machen. Dann allerdings mit ordentlichen Wanderschuhen und nicht mit Chucks! Die konnten wir nämlich beide nach dem Urlaub entsorgen, da sie die Wanderungen nicht annähernd so gut weggesteckt haben wie wir. :D

Von Son Marroig zu Sa ForadaDA

Einen ersten “Wandertest” unternahmen wir an unserem dritten Urlaubstag, als es endlich aufhörte zu regnen, mit einer als leicht gekennzeichneten Wanderung von Son Marroig zu Sa Foradada.  Es schien für uns die perfekte Mischung aus Landschaft, Höhenunterschieden und gutem Untergrund. Guten Mutes zogen wir vom Herrenhaus Son Marroig los und schlängelten uns gemütlich die Serpentinen hinunter zur Felsformation Sa Foradada. Je weiter wir den Berg runter liefen, desto mehr Bammel hatten wir vom Weg hinauf zurück, denn es würde fast 3 km nur bergauf gehen. Keine enorme Steigung, dank der Serpentinen, aber für uns ungewohnt. Am Ende war es aber halb so schlimm: wir waren stellenweise etwas aus der Puste, insgesamt war es jedoch deutlich leichter als gedacht. Wir schöpften Mut für die nächste Wanderung!

Während unserer Tour wechselte das Wetter innerhalb von fünf Minuten von stark bewölkt zu strahlendem Sonnenschein. Ich fand es beeindruckend, wie sich die Landschaft im Handumdrehen veränderte. Die Bilder können das leider nicht annähernd widergeben…

Auf den Talaia D’Alcúdia

Jetzt wurden wir übermütig, unsere zweite Wanderung sollte uns gleich auf einen Gipfel führen, den Talaia D’Alcúdia, benannt nach den Turmruinen, die auf dem Gipfel stehen. Ob das gut gehen würde? Es fing leicht an, mit einem kurzen Stück durch ein Wäldchen in Begleitung einiger wilder Ziegen, gefolgt von engen Bergpfaden, die sich an der Seite des Berges hochwanden. Gut begehbar und gar nicht so anstrengend! Bereits hier boten sich uns spektakuläre Ausblicke! Wie sollte es erst weiter oben werden? Je näher wir dem Gipfel kamen, desto spannender wurde es, entlang des Bergrückens über lose Steine und Felsen. Wege gab es so nicht mehr. Tatsächlich verliefern wir uns kurz, fanden aber schnell wieder auf den richtigen “Weg” zurück. Wir trafen nur wenige andere Wanderer auf dem Weg nach oben , darunter aber ein paar ganz Hartgesottene, die den Berg hoch- und runterjoggen (nicht gelogen. Das sah aus, als ob eine Bergziege die Pfade runterläuft!).

Nach einer wohlverdienten Pause auf dem Gipfel hatten wir etwas Schwierigkeiten, den Einstieg nach unten zu finden, da der “Weg” als solcher nicht erkennbar war und es zusätzlich zur Seite fast 90 Grad nach unten abfiel. Aber wir waren mutig, liefen los und lagen glücklicherweise richtig. Der Abstieg war vermutlich das entspannendste, was ich je gemacht habe. Völlig einsam, in absoluter Stille und ohne nur eine weitere Menschenseele zu treffen wanderten wir querfeldein die Bergrücken auf der anderen Seite hinunter. Nicht mal eine der zahllosen Ziegen trafen wir, nur in der Ferne hörte man die ein oder andere meckern.

Die Insel Cabrera

Von der Insel auf die Insel oder so ähnlich. 40 Schiffsminuten südlich von Mallorca liegt die Insel Cabrera, mittlerweile ein Naturpark und nur auf wenigen Wegen begehbar, um die Natur zu schützen. Selbst die Ziegen und Katzen, die hier einmal eingeschleppt und heimisch wurden, wurden von der Insel verbannt.  Dafür fühlen sich die zahllosen Eidechsen und Vögel hier umso wohler. An allen Ecken und Enden wuselte es in den Büschen und man musste aufpassen, wohin man geht, um nicht Versehen auf eine Eidechse zu treten.

Der erste Weg nach dem Anlanden führt hinauf zur Festung, die zum Schutz vor Seeräubern errichtet wurde. Von hier aus hat man einen sagenhaften Blick über die Insel und die kleinen Buchten. Zu zweien davon führte uns der Weg im Anschluss, gefolgt von einem Besuch im Museum, das die Geschichte der Insel erzählt. Es gibt auch einen Wanderweg zum Leuchtturm Faro de n’Ensiola auf der anderen Seite der Insel, was zeitlich für uns leider nicht mehr machbar war, da die Wanderung drei Stunden dauert und wir nur vier Stunden Zeit auf Cabrera hatten. Das heben wir uns fürs nächste Mal auf. Kleiner Geheimtipp: Seit kurzem kann man auf Cabrera übernachten. Es empfiehlt sich dann zum Sonnenuntergang zum Leuchtturm zu wandern!

Klosterruine La Trapa

Nach der leichten Wanderung auf Cabrera wurde es wieder Zeit für Action und Spannung! In der Beschreibung der Wandertour stand etwas von einer kleinen Klettertour am Rande eines Abhangs und laut den Kommentaren ist ein Pärchen an dieser Stelle sogar wieder umgedreht. Ein wenig mulmig war uns schon, aber wir wollten es probieren. Zur Not würden wir halt auch umdrehen. Tatsächlich war es gar nicht so schlimm. Ja, man muss auf allen Vieren über Felsen klettern, aber die meiste Zeit liegt der Abhang im Rücken, was psychologisch sehr angenehm war. Wir fühlten uns auch schon fast wie alte Wanderhasen, da wir an dieser Stelle Guides für ein anderes Pärchen, das nicht mehr weiter wusste, spielten. :)

Über den letzten Vorsprung ging es wieder ein Stück hinunter zu den Klosterruinen. Sie sind gesäumt von den typischen mallorquinischen, eingemauerten Terrassen, die sich zum Aussichtspunkt Mirador de Sa Trapa öffnen. Derzeit wird das Kloster aufwändig restauriert und soll zukünftig als Refugi (Herberge) für Wanderer auf dem berühmten Wanderweg GR221 dienen.

Der Rückweg war dann leider vergleichsweise langweilig über breite Serpentinen hinunter ins Tal.

Unser erster Eintausender: Der Puig de Galatzó

Unsere letzte Wanderung sollte die härteste werden. Es galt Mallorcas südlichsten Eintausender, den Puig de Galatzó, zu besteigen. Wir hatten gehörigen Respekt davor und ließen uns die Option offen, den Gipfel evtl. doch auszulassen. Die Wanderroute ist praktischwerise eine Rundtour, an deren Mitte es den Gipfel hoch und wieder hinunter geht, sodass man bei schlechter Sicht oder Muffensausen einfach den Weg auf der anderen Seite runterläuft und den Gipfel auslässt.

Fast hätte uns schlechte Sicht auch einen Strich durch die Rechnung gemacht. Den ersten Kilometer nach oben liefern wir durch Wolkenberge, die malerisch zwischen den Hängen hingen. So verzaubert wir davon waren, wir hofften sehr, dass sie sich noch verziehen und den Weg zum Gipfel freimachen würden. Ab Kilometer zwei hatten wir dann Glück und wanderten in strahlendem Sonnenschein. Am Abzweig zum Gipfel stießen wir eine Gruppe Malloquiner, die den Auf- und Abstieg schon hinter sich hatten und sich im Schatten der Felsen ausruhten. Interessanterweise fast die einzigen Einheimischen, die wir auf unseren Wanderungen trafen. Der Großteil der Wanderer waren Deutsche, was uns einigermaßen erstaunt hat.

Der letzte Kilometer auf den Gipfel war hart. Riesige Felsen und Geröllfelder führten uns steil und teilweise auf allen Vieren hinauf und wir mussten enorm aufpassen, wohin wir traten, da die Steine an manchen Stellen nachgaben. Körperlich gesehen waren die steilen Passagen sehr anstrengend, psychologisch war es mit dem Abgrund im Rücken gut machbar. Bammel hatten wir jedoch vor dem Abstieg, der über dieselben steilen Abschnitte führen würde. Der kräftige Wind machte das Ganze nicht besser.

Aber erst einmal kann ich stolz berichten, dass wir es nach oben geschafft haben. Wir haben unseren ersten Eintausender erfolgreich bezwungen und saßen stolz wie Bolle bei einem kleinen Snack auf dem Gipfel und genossen den Ausblick in vollen Zügen! Beweis-Selfie eingeschlossen. :)

Zurück wurde es in der Tat spannend, da wir einen bestimmten Abzweig beim Abstieg nicht auf Anhieb fanden. Die Felsen sahen alle gleich aus! Hier waren wir sehr dankbar für Karte und GPS und als Bestätigung sahen wir dann die üblichen Steinmännchen, die einem den Weg weisen. Zu blöd waren wir übrigens nicht: Als wir bereits ein gutes Stück weiter unten waren, sahen wir am oben am Abhang eines Felsvorsprungs das Pärchen stehen, dass kurz nach uns den Gipfel erklommen hatte. Sie hatten ebenfalls nicht den Weg zurück gefunden und standen nun vor 50 m Abgrund. Da sie zu weit weg waren, konnten wir nur rufen und in eine grobe Richtung winken. Sie haben den Weg aber glücklicherweise dann doch noch gefunden und den nächsten Wanderern gaben wir sicherheitshalber den Hinweis mit, sich den Weg gut einzuprägen.

Eine Wanderung habe ich noch ausgelassen: Wir wanderten von Sóller über Fornalutx zum Mirador Ses Barques und zurück nach Sóller. Sóller und Fornalutx sind sehr schöne Dörfer (die Bilder gibt es nächstes Mal), aber der Mirador Ses Barques lohnt sich überhaupt nicht und auch der Weg zurück nach Sóller war mehr Straße als Weg und insofern wenig sehenswert.