Eigentlich stimmt die Überschrift nicht ganz. Für mich ist analoges Fotografieren nicht back to the roots, schließlich habe ich noch nie analog fotografiert. Ja, richtig gelesen – nie! Das lag daran, dass es früher immer hieß, man könne der kleinen Manu keine Kamera geben, weil sie alles kaputt macht. Welch infame Unterstellung!
Beim Stöbern im Internet bin ich oft analogen Fotografien begegnet und insbesondere das Mittelformat hat eine magische Anziehungskraft auf mich ausgeübt. Lange Zeit fühlte ich mich jedoch noch nicht bereit für’s Analoge, nicht gut genug und ich hatte ehrlich gesagt auch einen Heidenrespekt davor. Keine Möglichkeit zum Chimping (Foto auf dem Display kontrollieren) mehr. Ob das Foto tatsächlich sitzt, sehe ich dann erst viel später…
Vor ein paar Wochen dann ging es auf einen kleinen Flohmarkt hier in der Gegend und ich ertappte mich dabei, wie ich nach alten Kameras Ausschau hielt. So richtig wollte mich das Analoge doch nicht loslassen. An einem Stand entdeckte ich eine alte Faltbalgenkamera, eine Kodak war es, wenn ich mich richtig erinnere. Schneller Check im Netz förderte recht günstige Preise zutage und so fragte ich beim Händler, was er denn gerne für die Kamera hätte und ob sie noch funktioniert. Mehr als ein 260 Euro war aus ihm nicht rauszubekommen. Der spinnt ja!
Aber jetzt hatte es mich gepackt: Kaum zuhause fing ich bei Ebay an zu stöbern und wenige Stunden später hatte ich mein neues Baby ersteigert: Eine Zeiss Ikon Nettar 517/2. Sie fotografiert 6×9 auf 120er Rollfilm. Ich hab mich gefreut, wie ein kleines Kind und konnte es kaum erwarten, bis sie endlich kam. Ein schönes Stück ist sie und sehr gut erhalten. Eigene Fotos von ihr zeige ich euch noch, aber hier schon mal ein Foto von Alf Sigaro, damit ihr euch einen Eindruck verschaffen könnt.
Am folgenden Wochenende habe ich sie ausgeführt und den ersten Film belichtet. Eine komplett neue Erfahrung, aber toll! Bei der Belichtung hat mir der Ultimate Exposure Computer geholfen. Schwierig fand ich nur die Einschätzung des Bildausschnitts und der Entfernung für die Fokussierung. Der Sucher bei der Nettar ist im Endeffekt nur ein kleines Fensterchen oben an der Kamera, eine Verbindung zum Objektiv gibt es nicht. Trotzdem hat es mir irrsinnigen Spaß gemacht und ihr glaubt nicht, wie oft ich mit der Kamera angesprochen wurde. People magnet! Unauffällig fotografieren kann ich jedenfalls vergessen. :)
Den Film habe ich sofort am Montag darauf zum Entwickeln zum dm gebracht. Ja, schlagt mich, aber die Qualität ist – soweit ich das beurteilen kann – gut. Sieben Werktage können jedoch verdammt lang sein, wenn man sich die Ergebnisse herbei sehnt. Mittwoch Abend eine Woche später hielt ich sie endlich in den Händen. Ich sag euch, ich hatte Pipi in den Augen! Alle Fotos sind ordentlich belichtet und nur eines musste ich aussortieren, weil ich Dummbatz vergessen hatte den Fokus zu setzen.
Für das Digitalisieren der Negative muss ich mir noch eine bessere Methode überlegen, denn die Qualität ist nicht gerade berauschend, so wie es jetzt mache. Trotzdem dürft ihr gerne schon mal gucken…
P.S.: Auf dem Weg von Boston zu mir befindet sich übrigens eine Mamiya RB67 mit 90mm f/3.8 und 180mm f/4.5 C. Ich freu mich auf den Brummer! :)
Philipp sagt:
Erstmal Glückwunsch zur “neuen” Kamera. Wann gibts das Digiback? ;)
Aber im ernst, ich kann das gut nachempfinden mal analog fotografieren zu wollen, wobei ich den Schritt selbst noch nicht gemacht hab. Auf mich üben aber diese alten Kameras einen ganz besonderen Reiz aus, je mechanischer desto besser.
Dauerhaft analog zur fotografieren wäre mir aber defintiv zu teuer. Freue mich aber auf mehr.
13. September 2012 — 19:06
Manuela sagt:
Dankeschön! So teuer ist es aber gar nicht, da man viel selektiver fotografiert und im Format 6×9 wie bei der Nettar ohnehin nur acht Fotos auf den Film passen. Beim dm kostet die Entwicklung mit acht Abzügen nur 2,85 €. Das geht in Ordnung.
13. September 2012 — 19:48