Streetfotografie finde ich ungeheuer spannend; besonders die üblicherweise unbeobachteten Momente an Bahnhöfen und Fußgängerzonen haben es mir angetan. Meine DSLR hatte ich allerdings eher selten dabei, da mir auf dem Weg von und zur Arbeit die Zeit für entspanntes Fotografieren fehlt. Gerade dann entdecke ich oft aber schöne Szenen, die ich mit meinem Smartphone festhalte und mit ein paar Klicks direkt am Handy “nachbearbeite”. Die Fotos haben ihren ganz eigenen Charme und die Unauffälligkeit ist hier von großem Vorteil.

Eben diese Unauffälligkeit fehlt mir mit meiner Spiegelreflexkamera. Ich war am Wochenende unterwegs und habe meine Kamera mitgenommen, um mich ganz der Streetfotografie zu widmen. Meine Olympus E-520 samt Zuiko 14-42 mm  ist recht klein und unauffällig für eine DSLR, trotzdem fiel ich damit auf – nicht zuletzt wegen des lauten Spiegelschlags, der in ruhigen Umgebungen doch auffällt. Der sprichwörtliche bunte Hund – so kam ich mir vor. Ein großer Teil war bestimmt Einbildung, denn nach einer Weile beachtete mich niemand mehr. Trotzdem blieb ein unwohles Gefühl; ich bin kein Fan von Aufmerksamkeit und hasse es, im Mittelpunkt zu stehen.

Ein weiterer Aspekt ist die rechtliche Seite. Die Gesetze in Deutschland sind streng, ob das nun gut oder schlecht ist sei dahingestellt. Eine Person abzulichten erfordert die ausdrückliche Erlaubnis derselbigen. Streng genommen sogar schon vor der Aufnahme! Ungezwungene Fotos macht dies natürlich unmöglich, das weiß jeder Fotograf. Viele Streetfotografen behelfen sich damit, die betreffende Person nach der Aufnahme zu fragen und Kontaktdaten zu tauschen. Da ich eher introviertiert bin, fällt es mir unglaublich schwer, fremde Personen anzusprechen und nach einer Erlaubnis zu fragen. Hier kam mir mein Smartphone entgegen: Die Bildqualität ist von vornherein nicht gut, durch Bearbeiten mittels Filtern reduziert sich oft die Auflösung und auch die Qualität verschlechtert sich weiter. Personen sind – Nahaufnahmen ausgenommen – nicht mehr zu identifizieren und somit anonym. Das umging in vielen Fällen das Fragen und ersparte mir einen hochroten Kopf. :) Zum Thema Recht in der Streetfotografie hat Martin Gommel von kwerfeldein.de übrigens 2009 ein tolles Interview geführt.

Wer Tipps für mich hat, um etwas lockerer zu werden, darf sich gerne melden!

Trotz allem habe ich am Wochenende überwunden und auch ein paar schöne Fotos geschossen. In der Nachbearbeitung habe ich nicht eine Schwarz/Weiß-Konvertierung gewählt – wie sie oft in der Streetfotografie verwendet wird – sondern eine entsättigte, warme Variante. Eine Schwarz/Weiß-Konvertierung hätte den leichten, sommerlichen Charakter zerstört. Die einzigen beiden Ausreißer sind das Foto in der S-Bahn und das des Warnzeichens; die kühlere Variante hat mir hier besser gefallen, um das technische und die Symmetrie hervorzuheben. Aber seht selbst: