Manuela Unterbuchner – Fotografie & Bildbearbeitung

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Rezen­sion “Scott Kelbys Porträt-Retu­sche-Tricks: Für Photoshop”

Der Autor

Fast jeder, der schon einmal mit Photo­shop gear­beitet hat, wird ihn kennen: Scott Kelby, Foto­graf und “Photo­shop Guru”. Er hat nicht nur schon unzäh­lige überaus erfolg­reiche Bücher zum Thema Foto­grafie und Bild­be­ar­bei­tung verfasst, er arbeitet “nebenbei” an drei Zeit­schriften, führt einen Video­pod­cast und hält regel­mäßig Work­shops und Semi­nare. Die Liste ließe sich noch beliebig fort­setzen, aber ich möchte euch jetzt nicht zu lange mit den trockenen Fakten aufhalten. :) Woher er die Zeit nimmt, kann man sich nur wundern. Aber sein Erfolg spricht für ihn und die Qualität seiner bishe­rigen Bücher ebenso.

Das Buch im Detail

Sein neuestes Werk “Porträt-Retu­sche-Tricks: Für Photo­shop” ist im September bei Addison Wesley erschienen. Es richtet sich an den bild­be­ar­bei­tenden Foto­grafen, der nur wenig Zeit für die Retu­sche aufwenden möchte oder kann. Kelby selbst schreibt zu Beginn des Buches, dass sich profes­sio­nelle Retu­scheure bei seinen Tech­niken wohl die Haare raufen würden. Das Ergebnis zählt und dieses kann trotz Zeit­mangel überzeugen.

Zual­ler­erst erklärt Kelby in sieben Punkten die Grund­sätze seines Buches, sozu­sagen eine Art Anlei­tung. Dabei geht es um die Ziel­gruppe, Hinweise auf die Übungs­bilder und die Einlei­tungs­texte der Kapitel (die etwas spezi­eller sind und mit dem eigent­li­chen Kapitel nicht so viel zu tun haben) etc. Er wird auch später im Buch nicht müde zu betonen, dass man diese Punkte doch bitte lesen soll. Kann man mögen, muss man nicht.

Die Auftei­lung der folgenden sechs Kapitel ist gelungen. Sie decken jeweils einen zu retu­schie­renden Bereich ab – ange­fangen bei den Augen, geht es über Haut, Gesicht, Haare, Lippen und Körper­for­mung weiter. Gut gefällt, dass man das Buch nicht stur von vorne bis hinten durch­lesen muss. Wer sich nur für die Hautre­tu­sche inter­es­siert, kann direkt zu diesem Kapitel springen, ohne das Vorwissen der anderen Kapitel haben zu müssen. Ohnehin richtet sich das Buch an den Photo­shop-Anfänger. Jeder Schritt ist ausführ­lich erklärt und bebil­dert, sodass man die Tech­niken schnell nach­ar­beiten kann.

Das siebte und letzte Kapitel widmet Kelby seinem Work­flow anhand dreier Beispiel­re­tu­schen. Er zeigt dort sehr anschau­lich, auf welche Bereiche er sich konzen­triert, wenn er nur 5, 15 oder 30 Minuten Zeit hat. Außerdem gibt es am Anfang dieses Kapi­tels eine Check­liste, damit man bei den eigenen Retu­schen nichts über­sieht oder vergisst.

Kritik

Etwas bemän­geln muss ich seinen Work­flow in Photo­shop; er arbeitet viel mit redu­zierten Ebenen, die in meinen Augen nicht nötig wären. Für einen Profi mit Highend-PC, viel Spei­cher­platz und RAM en masse viel­leicht gut machbar, aber der durch­schnitt­liche Anwender wird mit dieser Arbeits­weise in Photo­shop mit Perfor­mance-Problemen zu kämpfen haben. Zudem wendet er Filter immer destruktiv an, anstatt auf die Vorteile eines Smart­ob­jekts einzu­gehen und diese anzu­wenden (es mag ein Tick sein, aber einen Filter auf einer normalen Ebene anzu­wenden bringe ich nicht übers Herz. Der eine Klick ist schnell gemacht und hinterher ist man froh, falls doch etwas geän­dert werden muss!).


Tipp

So könnt ihr ressour­cen­scho­nender in Photo­shop arbeiten: Oft sind redu­zierte Ebenen­ko­pien, also das Zusam­men­fügen aller Ebenen zu einer neuen, gar nicht nötig. Kelby nutzt diese Kopien meist zusammen mit den Füll­me­thoden, um Bild­be­reiche aufzu­hellen oder abzudunkeln.

Anstatt eine Ebenen­kopie zu nutzen, die sowohl Fest­platten- als auch RAM-Spei­cher benö­tigt, legt einfach eine Einstel­lungs­ebene an (es ist egal, welche), verän­dert die Einstel­lungen nicht und setzt die Ebene in die gewünschte Füll­me­thode. Ihr werdet sehen, das Ergebnis ist dasselbe wie mit der Ebenen­kopie, aber anstatt die Datei­größe zu verdop­peln, braucht die Einstel­lungs­ebene so gut wie keinen Speicherplatz.


Bei manchen Screen­shots im Buch fiel mir auch auf, dass die vorge­stellte Technik nicht sauber ange­wendet wurde, das Endergebnis jedoch tadellos aussieht. Meiner Meinung nach hätte man für die Zwischen­schritte ordent­li­cher arbeiten können.

Fazit

Ein gelun­genes Buch, das leicht und schnell umsetz­bare Retu­sche­tech­niken auch für den unge­übten Photo­shop­be­nutzer verständ­lich erklärt. Im Grunde fast unein­ge­schränkt empfeh­lens­wert, wenn man Kelbys Arbeit­weise nicht eins zu eins nach­ahmt und ressour­cen­scho­nender arbeitet (wie z.B. weiter oben im Tipp­kasten beschrieben).

Eines muss man über Kelbys Bücher noch wissen: Sein Schreib­stil unter­scheidet sich deut­lich von anderen Trai­nern, er schreibt gerne unkon­ven­tio­nell, humor­voll und – so habe ich manchmal das Gefühl – frei von der Leber weg. Wer es lieber sach­lich mag, wird sich mit seinen Büchern eher schwer tun. Alle anderen werden sich über aufge­lo­ckerte und defi­nitiv keine staub­tro­ckene Lektüre freuen.

Eine Lese­probe findet ihr wie bei Addison Wesley üblich auf deren Website.

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